2004 schlug die erste BMW GS 1200 ein wie eine Bombe! 30 Kilogramm weniger Gewicht (laut BMW, in Wirklichkeit bleiben 20 über) und 100 PS brachten selbst beladen bei Bedarf sportliche Dynamik. Die gelungene Optik war endlich auch für Fahrer anderer Marken ein Kaufgrund. Die Verkaufszahlen waren entsprechend (die BMW GS 1200 ist in vielen Ländern Europas seit dem eines der meistverkauften Motorräder überhaupt!).
Viele Käufer merkten allerdings, daß die GS 1200 erst in ihren Händen reifen musste. Rückrufaktionen, entladene Batterien und Elektronik-Spinnereien, Probleme mit dem EVO-ABS, wackelnde Hinterräder, Korrosion und Lackablösungen am Stirndeckel und sogar Getriebeschäden (seit 1998 bei BMW Boxern eigentlich kein Thema mehr) waren der Preis für diese „eierlegende Wollmilchsau“.
Meine On- wie Offroad bis zu diesem Zeitpunkt (ca. 73.000) km perfekt laufende BMW 1200 GS hatte leider Ende Juni 2016 ohne jede Vorankündigung in Kärnten einen schweren Motorschaden (Abriss Auslaßventil rechts). Obwohl ich beim regelmäßigen Service immer nur vollsynthetisches Motoröl (10W50) verwende und das Ventilspiel erst kürzlich penibel gecheckt wurde, verweigerte sie urplötzlich die Weiterfahrt und klang dann wie ein alter Lanz Bulldog Traktor! Dank ÖAMTC Rückholung und Clubmobil trotzdem angenehme Heimreise für Motorrad und Fahrer!
Dieser Schaden tritt leider bei den luftgekühlten 1200er Boxern relativ häufig auf, sogar im Dauertest der Zeitschrift "Tourenfahrer", hier Details und die BMW Stellungnahme dazu. Der Schaden dürfte entgegen der BMW Aussage ("zu geringes Ventilspiel und Fremdkörper") auf Ermüdung der hohlen Auslaßventile zurückzuführen sein, kündigt sich leider vorher in keiner Weise an und betrifft, wahrscheinlich wegen des Ölkreislaufes, zu 90% den rechten Zylinderkopf.
Auch die Qualität mancher Gummiteile ist sehr mäßig und führt bei zu spätem Erkennen zu sehr kostspieligen Folgeschäden. Betroffen sind vor Allem die vordere Kardanmanschette (Tausch bei geschickten Händen meist auch ohne Schwingenausbau möglich) und der Telelever Gummi-Balg. Ersatz gibts mittlerweile auf Ebay, da BMW selbst den Telelever- Balg nur teuer und komplett mit dem Kugelgelenk anbietet.
- Das Spiel des Hinterrades: Bremssattel zurückdrücken und dann im warmen Zustand oben und unten am Rad kräftig bewegen. Minimales Spiel ist tolerierbar, wenns mehr ist, wirds ordentlich teuer.
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Rundlauf und Höhenschlag der Felgen, falls mit BMW Kreuzspeichenfelgen ausgestattet. Diese überschreiten oft schon ab Werk den BMW Grenzwert von 1,7 Millimetern. Bei mehr als 2 mm Seiten- oder Höhenschlag sollte ordentlich nachverhandelt werden.
- Sind die Stoßdämpfer dicht? Vor Allem die bis Juni 2010 verbauten Showa ESA Dämpfer werden sehr häufig undicht. Die danach verbauten WP Suspension ESA Federbeine sind da etwas besser, halten aber auch oft nur 40.000 km. Bei BMW kostet dann ein ESA Federbein über 1.600 €.
- Funktioniert die Federvorspannung des ESA? Im Stand bei laufendem Motor zwischen "nur Fahrer" und "2 Hügel - Offroad" umschalten, Heck und Front müssen sich heben.
- Sind die Gummiteile (Telelever, Kardanbälge) in Ordnung und rissfrei?
- Bei RDC (Reifendruckkontrolle): Wurden die Sensoren bereits erneuert? Die Haltbarkeit liegt bei 50.000 - 80.000 km
- Wenn möglich vollständiges Serviceheft vom BMW Händler. Laut BMW ist ein Jahresservice bei Nicht-Erreichen des KM-Intervalls (10.000) vorgeschrieben!
- Idealerweise kaufst Du Dir vor der Besichtigung den seeehr empfehlenswerten GS 911 Tester oder lässt beim BMW Händler Fehler auslesen. Der Tester ist nach dem Kauf für viele Arbeiten sehr empfehlenswert und so kannst Du Dir sogar mit dem Handy den Fehlerspeicher auslesen. Ein relativ häufiger und eventuell kostspieliger Fehler wie ein hängender Servomotor der Auspuffklappe kann nur damit festgestellt werden.
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Für noch mehr Freude mit Deiner GS 1200 empfehle ich: Ein fernreisetaugliches Gepäcksystem und ein Öhlins Fahrwerk auch bei ESA, vor allem bei viel Gepäck, Soziusbetrieb oder Kilometerständen ab 40.000. Vor Allem die ESA Federbeine werden leider gern undicht oder lassen in der Dämpfung extrem nach. Dies kann oft schon nach 25.000 km auftreten, ab 40.000 km extrem häufig.
Weiters sehr empfehlenswert sind Sturzbügel oder Zylinderschutz und eine bessere Sitzbank für die BMW 1200 GS (serienmäßig besser als bei den 11/1150ern, aber immer noch nicht sehr gut),